Herbstkonzert 2023
Sonntag, 29 Oktober 2023, 17 Uhr, Kirche BlumensteinMusiker
Programm
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Jean Sibelius (1875-1957)
Streichtrio- Lento
- Allegro
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Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840 - 1893)
Dumka in c-Moll, Op.59
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Georges Enescu (1881 - 1955)
Impressions d'enfance, Op.28- Ménétrier
- Vieux mendiant
- Ruisselet au fond du jardin
- L
- Chanson pour bercer
- Grillon
- Lune à travers les vitres
- Vent dans la cheminée
- Tempête au dehors
- dans la nuit
- Lever de soleil
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Witold Lutoslawski ((1913-1994))
Bucolics für Viola und Cello- Allegro vivace
- Allegretto sostenuto
- Allegro molto
- Andantino
- Allegro marciale
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Reza Vali (*1952)
Persian Folk Songs für Cello und Klavier- Longing
- In memory of a lost beloved
- The girl from Shiraz
- Love drunk
- In the style of an armenian folk song
- Imaginary folk song
- Folk song from Khorasan
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Joaquín Turina (1882-1949)
Klavierquartett in a-Moll, Op.67- Lento
- Vivo
- Andante
Jean Sibelius gilt als prominentester Vertreter der finnischen Nationalen Schule. Obschon seine Musik von seinen nordischen Wurzeln und den kulturellen wie politischen Bewegungen und Geschehnissen in seinem Umfeld stark geprägt ist, zeigt sie auch diverse Einflüsse der abendländischen Musik. So auch in seinem 1893/94 komponierten g-Moll Streichtrio, welches aus einem einzigen Satz besteht. Ein Jahr vor dessen Entstehung hatte Sibelius sich auf die Suche nach archaisch-finnischer Volksmusik gemacht. Trotzdem lässt sich deren Einfluss in seinen späteren Kompositionen nicht direkt nachweisen. Sibelius ist meisterhaft darin, volksmusikalisches melodisches Material in eine moderne Tonsprache aufzunehmen.
Die Bezeichnung Dumka verweist auf die Verwendung musikalischen Materials, das den ukrainischen Dumka-Liedern entlehnt ist. Formal sind die Instrumentalstücke oft mehrteilig und zyklisch aufgebaut, wobei den elegisch klagenden oft bewegte, heiterere Teile gegenübergestellt werden. Die 1886 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski komponierte Dumka in c-Moll, Op. 59 ist da keine Ausnahme: Der con anima Mittelteil ist mit seinen virtuosen Figurationen und Klangkaskaden ein äusserst brillanter Gegensatz zur wehmütigen cantabile Melodie des Anfangs.
Obwohl George Enescu vor allem als von der rumänischen Volksmusik inspirierter Komponist bekannt ist, ist er kein typisch folkloristischer Komponist. Volksmusikalische Elemente entlehnt Enescu hauptsächlich der Folklore der professionellen Dorfmusiker und weniger der traditionellen Musik der Bauern oder Hirten. Die Suite Impressions d’enfance, Op.28 für Violine und Klavier wurde 1940 komponiert. Enescu ordnet die Kindheitseindrücke in zehn Sätze an, chronologisch über den Verlauf eines Tages: Wir begegnen einem Fiedler, einem alten Bettler, finden uns am Bach im Garten wieder, lauschen dem Vogel im Käfig und dem Kuckuck an der Wand zu, dann werden mit einem Wiegenlied und dem Gesang der Grillen eingelullt, um friedlich im Mondlicht zu ruhen, bis der Wind im Schornstein einen nächtlichen Sturm ankündigt, der am nächsten Morgen vom Sonnenaufgang vertrieben wird.
Der polnische Komponist Witold Lutoslawski ist ebenso kein typischer folkloristischer Komponist. Aufgrund der kulturpolitischen Umstände in seiner Heimat war seine Tonsprache vor 1960 allerdings folkloristisch geprägt und von Bartók inspiriert. Zu dieser Zeit entstanden auch die Bukoliki, ein fünfteiliger Miniaturzyklus für Soloklavier. Er entwickelte sich schnell zu einem der wichtigsten pädagogischen Werke des Landes. Zehn Jahre später wird das Werk für Viola und Cello transkribiert.
Als gebürtiger Iraner begann Reza Vali seine musikalische Ausbildung am Konservatorium von Teheran, führte sein Studium in Wien weiter, bevor er in die USA auswanderte und als Dozent an der «Carnegie Mellon University» wirkte. Auch er integriert die Klänge seiner Heimat in seinen Kompositionen. Die 2016 komponierten Persian Folk Songs bilden den 16. Satz eines fortlaufenden Zyklus persischer Volkslieder, den Reza Vali seit 1978 komponiert. Die Folk Songs bestehen aus sieben Liedern, von denen einige auf authentischen persischen Volksmelodien basieren und andere im folkloristischen Stil komponiert sind.
Im 1932 komponierten Klavierquartett op. 67 von Joaquín Turina findet sich trotz des klassischen dreiteiligen Aufbaus an erster Stelle keine klassische Sonatenform, sondern ein Andante mosso, dem Turina ein Lento voranstellt – eine geheimnisvolle, tiefsinnig langsame Einleitung, die das melodische Material des ganzen Quartetts präsentiert. Die tiefgründigen Melodien basieren auf dem Cante Jondo, einer schwermütigen Stilart des spanischen Flamencos, dessen Gesänge oft die ganz grossen Emotionen wie Liebe, Tod oder Schuld behandeln.